BZRK // BZRK
von Michael Grant
BZRK 01
Gebunden mit Schutzumschlag // 408 Seiten
ISBN: 9783863960391 Preis: 17,99€
Was aber noch viel wichtiger ist als die Idee, ist die brillante Umsetzung. Grant konnte dem Leser das Gefühl vermitteln, wirklich in die Nano-Ebende einzutauchen, so bild- und glaubhaft war alles beschrieben. Mit seinem eleganten und leicht jugendhaften Schreibstil hat Grant mich vollends überzeugt. Man konnte richtig merken, wie tief er im Schreiben drin steckte, als er die diversen Kampfszenen zwischen Nanobots und Bioten schrieb und ausfeilte. Denn diese Szenen sind genial. Halb in der Welt, wie wir sie sehen, und halb auf der Nano-Ebene erlebt man hautnah, wie Bioten und Nanobots sich aufschlitzen und zerreißen. Ich weiß, das mag nicht sonderlich verlockend klingen, aber es ist wirklich faszinierend geschrieben. Vor allem hat es diese Idee ja noch nie gegeben, auch wenn BZRK eine Dystopie ist.
Die fein herausgearbeiteten Unterschiede zwischen Bioten, die von BZRK benutzt werden, und Nanobots, die von der feindlichen Seite - also AFGC - genutzt werden, konnten mich ebenfalls beeindrucken. Während die Nanobots nämlich per Konsole wie bei einem Computerspiel gesteuert werden, werde Bioten aus dem Fleisch des zuständigen Twitchers "hergestellt". Dadurch ist der Twitcher mit seinen Bioten untrennbar verbunden und kann ihn besser steuern, als einen Nanobot per Konsole. Der Nachteil bei einem Bioten jedoch ist, dass der Twitcher durch die geistige Verbundenheit auch den Schmerz des Bioten fühlt und beim Tod eines seiner Bioten halb wahnsinnig wird, weil mit ihm ja auch ein Teil des Twitchers stirbt. Das Problem haben die Twitcher der Nanobots nicht. Tendenziell finde ich aber die Bioten besser, weil man ein besseres Gespür für sie entwickelt, "tief im Fleisch", wie BZRK und AFGC dieses "Spiel" nennen.
Da die Twitcher alle sehr schräge Vögel waren, wäre es für Grant nicht schwer gewesen, einzelne und vor allem besondere Charaktere zu schaffen. In dieser Hinsicht hat er mich aber ein wenig enttäuscht. Sadie, die am Anfang des Buches ihre ganze Familie verliert und somit nichts mehr hat, außer dem milliardenschweren Vermögen ihres Vaters und der Verantwortung einer ganzen Firma, die eigentlich ihr Bruder übernehmen sollte, wurde in das Schema der unnahbaren Hauptprotagonistin geklopft, als hätte Grant keine Lust, sich eine Persönlichkeit für sie auszusuchen. Nach und nach geht dann ihr Herz auf und sie verliebt sich natürlich in Keats. Keats oder Noah, je nachdem, Sadie und Noah müssen nämlich beim Beitritt zu BZRK auch ihre Namen ändern, ist der "normale Durchschnittsjunge" der einen dunklen Punkt in der Vergangenheit hat und sich auf Anhieb in die hübsche und unnahbare Hauptprotagonistin verliebt. Das finde ich ziemlich schade, da es ja hauptsächlich um Sadie und Noah, bzw. Plath und Keats geht. Aber dafür war die Mühe bei den anderen wichtigen Protagonisten umso größer und beständiger. Vincent, der Junge, der kein Vergnügen empfinden kann und der beste Twitcher von allen ist, Wilkes, das kaputte Mädchen, Ophelia, die für jede Situation ein Lächeln hat...
Dennoch muss ich sagen, dass mich noch etwas gestört hat. Und zwar der für mich ziemlich holprige Spannungsaufbau. Diese Woche hatte ich ja wahnsinnig zutun, und ein gutes spannendes Buch hätte mich ein wenig aus dem Lesetief holen können. Grant ist anscheinend davon ausgegangen, dass ein unmittelbarer Beginn und viel Handlung auf einmal zu purer Spannung verhilft, aber dem war leider nicht so. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass Grant im Moment des Schreibens an einer Schreibblockade litt und die Handlung einfach nur irgendwie vorantreiben wollte, weshalb es auch nur schleppend voranging. Das war sehr schade, weil man durch so etwas das Buch natürlich eher mal aus der Hand legt.
Schöne Rezension :)
AntwortenLöschenVon "BZRK" habe ich bisher noch gar nichts gehört, aber da ich mich selbst zu Dystopienliebhaber zähle, spricht es mich eigentlich direkt an. Es wandert jetzt mal direkt auch auf meine Wunschliste. :)
Interessante Rezension. Ich muss sagen, dass es mich, nachdem ich es vor Erscheinen das erste Mal auf der INK Seite entdeckt hatte, nicht wirklich angesprochen hat. Neuartig klang es allerdings auf jeden FAll und das scheint deine Rezension ja zu bestätigen. Hm, ich denke dennoch, dass ich wohle eher nicht danach greifen werde. Mir ist die Ausarbeitung bzw. die Charakterei im Allgemeinen doch sehr wichtig, wenn nicht sogar das wichtigste. Danke für deine Rezension jedenfalls. :)
AntwortenLöschenDu kannst "Pandemonium" also auch kaum noch erwarten? Mir geht's genauso, ich würde ja liebend gerne gleich die Englische Ausgabe lesen, um die Wartezeit zu verkürzen, aber was soll's. Die paar Monate bis November werden wir schon noch durchhalten. :D
Das Ende von "Delirium" war allerdings tatsächlich erschütternd. Ich hoffe ja inständig, dass...
++++++SPOILER ZU "DELIRIUM"++++++++
... es sich bei Alex - nun ja - "Unfall" tatsächlich nur um einen gehandelt hat. Deine Theorie, Lena könnte einfach einen anderen in der Wildnis finden, wäre wirklich mehr als nur bescheiden. :D Oh Gott, ich hoffe ja dennoch, dass sich - sollte Alex tatsächlich leben - nicht eine Dreiecksgeschichte entwickelt. Generell habe ich nichts dagegen, aber es ist manchmal schon etwas nervig, in beinahe jedem Jugendbuch auf eine zu treffen.++++++++++++++SPOILER ENDE+++++++++++++++++++++