Die Rückkehr
Kyria & Reb #2
von Andrea Schacht
Gebunden mit Schutzumschlag // 378 Seiten
ISBN: 9783863960384
Preis: 17,99€
Zu Anfang begleitet man Kyria zurück in die Hauptstadt, wo sie ihre Mutter aufsucht, um ihr im Wahlkampf beizustehen. Erstmal muss sie jedoch als Civitate getarnt bei den "einfachen Bürgern" leben und kommt somit einmal mit dem wirklichen Leben in NuYu in Kontakt. Die Geschichte hat nicht so wahnsinnig viel Handlung, eher geht es darum, wie Kyria und die Freunde, die sie im Laufe der Geschichte kennenlernt, die Geheimnisse und Intrigen der Politik New Europe's aufdecken und langsam dahinterkommen, wer Kyrias Vater ermordete und warum die Fädenzieher auch hinter ihrer Mutter und ihr her sind. Das hat mich aber nicht weiter gestört, da es sich so auch etwas von anderen Dystopien unterscheidet, in denen es viel "Hin und Her" in Sachen Action gibt, hier ging es wirklich vorrangig um die Machtspiele der zukünftigen Regierung. Ein nettes, recht ausgeweitetes Nebenthema bietet das Wagenrennen, das Reb sozusagen zu seiner Leidenschaft erwählt.
Mir fiel auf, wie viel ich schon von dem ersten Band vergessen hatte. Das sollte mir auch im gesamten Roman ein wenig hinderlich sein, da nur hin und wieder ein Fetzen "Vergangenheit" erklärt wurde, im Zusammenhang mit neuen Ereignissen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Kyrias Ich-Perspektive und aus Rebs Sicht erzählt, was eine ganz schöne Neuerung zum vorherigen Band war, da man so auch mal Einblicke in Rebs Gefühle und Gedanken erhielt.
Dazu muss ich aber gleich schon einmal sagen, dass ich mich, zumindest was Reb angeht, nicht wirklich in Kyrias Gefühle hineinversetzen konnte. Natürlich, Reb hatte eine schwierige Kindheit, aber ich fand es einfach nur blödsinnig, wie lange er brauchte, um sich über seine Gefühle zu Kyria klar zu werden, und auch, dass Kyria ihm immer wieder verzieh, wenn er mal wieder "fremd ging" oder sich nahezu grundlos von ihr zurückzog. Das nervte mich auf die Dauer einfach, und auch wenn ich nicht denke, dass Kyria und Cam so wahnsinnig gut zusammengepasst hätten, finde ich doch, dass Cam Kyria viel mehr verdient hätte. Überhaupt fand ich diese leichte Dreiecksbeziehung, wenn man das überhaupt so nennen kann, ziemlich unnötig, allein weil man sich schon aus dem Titel des Buches erschließen kann, für wen sich Kyria letztendlich entscheiden wird.
Reb bemerkte, dass Cam einen Augenblick versonnen aus dem Fenster sah. "Sie ist schon etwas Besonderes."
Das war sie, ohne Zweifel.
Ein Stich Eifersucht durchfuhr Reb unerwartet, und er fragte: "Hast du was mit ihr?"
Der Blick aus Cams hellen Augen durchbohrte ihn förmlich. "Hast du was mit ihr?"
Etwas schade fand ich, dass der Schreibstil mir irgendwie nicht nahe ging. Ich weiß nicht genau woran es lag, vielleicht an den kurzen, teilweise vollkommen emotionslosen Sätzen und auch unklaren Gefühlen, die immer wieder schnell wechselten, jedenfalls fiel es mir schwer, mich wirklich vollkommen in die Geschichte einzufühlen. Es kommt mir im Nachhinein so vor, als hätte ich ein Theaterstück durch das Fernglas auf einer Bühne gesehene - die Stimmen etwas leiser und undeutlicher als normal, sodass man nicht alles so gut mitbekommt. Nur gegen Ende hatte ich mich schon so daran gewöhnt, dass es ertragbar war.
Kyria und Reb #2 ist eines der Bücher (ich sage bewusst #2, weil sich meine Leseaufmerksamkeit schon etwas entwickelt hat und ich die Dinge heute eventuell anders sehe als vor über einem halben Jahr, als ich noch gar nicht so wahnsinnig lange Rezensionen geschrieben habe) bei denen man die Nebenfiguren bewusster wahrnimmt als die Hauptfiguren. Ich denke mal, hier lag es einfach am Schreibstil von Andrea Schacht, der mich ja nicht so überzeugen konnte, darunter haben dann Kyria und Reb ein wenig gelitten. Sie waren mir zwar im Großen und Ganzen sympathisch, weil sie nicht perfekt waren, aber dennoch nicht allzu schlimm und mit ihren ganz eigenen, aber wirklich mit ihnen anfreunden und auch mitfiebern - das ging irgendwie nicht. Eine stärkere "Beziehung" konnte ich gerade zu den Nebenfiguren aufbauen, die zwar nicht so häufig vorkamen, aber sehr gut charakterisiert waren und durch ihr Handeln (man las ja nicht in ihren Gedanken mit und somit konnte man ihre Taten alles andere als voraussehen) langsam einen kleinen Platz in meinem Herzen bekamen, das muss ich ehrlich sagen. Zum Beispiel die loyale Freundin Xarina oder der Subcult Sunny.
Zum Cover lässt sich sagen, dass es in meinen Augen ziemlich passend gewählt ist. Kein nichtssagendes Mädchengesicht darauf zu sehen, sondern ein passendes und hübsches Bild. Der Steg könnte ein wenig den Weg ins Ungewisse symbolisieren, der irgendwann und irgendwo enden wird, die fallenden Blätter als ein Symbol des Herbstes, der im Buch ja auch erwähnt wird, als Kyria eine ihrer ersten Reden hält. Insofern ein passend gewähltes Cover - besonders schön finde ich einfach, dass das Cover auch direkt auf dem Buch gedruckt ist, nicht nur auf dem Schutzumschlag, das finde ich so toll! Ich hätte es aber auch sehr schön gefunden, wenn man beispielsweise eines der Kleider abgebildet hätte, die so oft beschrieben werden :)
Viele lieben Dank an den Egmont INK Verlag für dieses Rezensionsexemplar!