Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick //
The Statistical Probability of Love at First Sight
von Jennifer E. Smith
Gebunden // 224 Seiten
ISBN: 3551582734
Preis: 16,90 €
"Es gefällt mir, dass man weder hier noch dort ist. Und dass
man auch nirgendwo anders sein soll, während man wartet.
Man hängt irgendwie … in der Luft"
S. 38
Auch wenn der Titel am Anfang ein wenig kitschig klingt, so habe ich von der ersten Seite an die Tiefgründigkeit dieses Buches spüren können und das liegt ganz besonders an Jennifer Smiths Schreibstil. Sie schreibt sehr schlicht und einfach, ihre Sätze klingen manchmal locker und leicht und untermalen die Natürlichkeit dieses Buches, aber zwischendurch schafft sie es mit bezaubernden poetischen Beschreibungen von Gefühlen und Dingen den etwas ernsteren Aspekt dieser Geschichte und zwar den über Verlieren und Wiederfinden herzustellen.
Hadley und Oliver sind zwei Personen, die beide mitten aus dem Leben gegriffen sind. Sie sind beide auf dem Weg zu einer Familienangelegenheit, auf die sie nicht wollen und beide haben sie damit zu kämpfen.
Das Buch ist in der dritten Person geschrieben, aber eigentlich wird die Geschichte aus Hadleys Sicht erzählt. Sie muss auf die Hochzeit ihres Vaters auf die sie nicht will. Zu ihrem Vater, der sich – so scheint ihr – von ihr mehr als nur die fünftausend Kilometer über den Atlantik entfernt hat. Und dann verpasst sie den Flug. Dass was sie die ganze Zeit wollte passiert und Hadley ist auf einmal gar nicht so erleichtert wie sie gehofft hatte.
Hadley und Oliver haben beide am Anfang ihre Probleme mit denen sie kämpfen müssen. Ihre kleinen Ecken und Kanten und vor allem ihre realitätsnähe haben sie mir sofort sympathisch gemacht. Besonders Hadley hat mich mir ihrer sensiblen und liebenswürdigen Art sofort überzeugt. Sie lässt den Leser sofort an sich heran, erzählt ihm von ihren Problemen, ihren Träumen und Hoffnungen, aber auch ihren Ängsten. Alles andere muss sich der Leser dazu denken, denn obwohl Hadley selbst auf jeder Seite des Buches präsent ist, erfahren wir wenig über sie. Was ihre Lieblingsfarbe ist, was sie in ihrer Freizeit macht und wer ihre Freunde sind, bleiben ein Geheimnis, aber Jennifer Smith beweist, dass man auch ohne solche Dinge wunderbare Charaktere erschaffen kann. Allein durch, ihre Handlungsweisen und die Dinge an die sie in dem Moment denkt, gemischt mit einigen wenigen Rückblenden, entsteht aus Hadley ein faszinierender, vielschichtiger, aber auch sehr normaler Charakter. So wie wir ihm vielleicht auf der Straße begegnen würden.
Dann ist da natürlich Oliver. Am Anfang fand ich ihn - anders als Hadley - wenig durchschaubar. Er hat wenig über sich erzählt und ich glaube er ist mit sich selbst nicht ganz im Reinen. Oliver hat genauso wie Hadley eine Hürde in London, die er lieber umgehen würde und vielleicht wirkt er deshalb am Anfang ein bisschen einsam und verloren am Flughafen. Aber hinterher habe ich ihn sehr gemocht mit seiner einfühlsamen und charmanten Art.
Er haut sie um, dieser Blick, diese Freude in seinen Augen, die Tiefe seines Lächelns. Das lässt sie erstarren, reißt ihr die Brust auf, wringt ihr das Herz aus wie einen nassen Lappen.
S. 118