{Rezension} Pandemonium (Delirium #2)


Pandemonium // Pandemonium
Delirium #2
von Lauren Oliver
Gebunden mit Schutzumschlag // 352 Seiten
ISBN: 9783551582843
Preis: 17,90€
Die angepasste Lena von früher gibt es nicht mehr. Die glaubte, was man ihr sagte, und sich gegen die Liebe heilen lassen wollte. Dieses alte Ich hat Lena zurückgelassen auf der anderen Seite des Zauns, über den sie mit Alex geflohen ist. Hier, in der Wildnis, schließt sie sich dem Widerstand an. Ein Auftrag führt sie erneut in die Stadt. Und tief in ihrem Innern gibt sie die Hoffnung nicht auf, dass Alex doch noch am Leben ist. Sie muss ihn finden. Denn in ihrem Herzen lodert immer noch die Liebe.
Ich bin ziemlich zwiegespalten an diese Fortsetzung der Delirium-Reihe herangegangen. Ich wusste schon, dass Lena sich erneut verlieben würde, was ich erst mal nicht wahrhaben wollte, da sie ja eigentlich Alex geliebt hat. Aber zum anderen war mir eigentlich schon klar, dass mich Pandemonium auf eine ganz eigene Art und Weise umhauen würde.

Was Dreiecksbeziehungen angeht, war ich schon immer eher negativ eingestellt. Hauptsächlich lag das daran, dass sich die Mädchen in meiner Sicht meistens für die falschen entschieden, außerdem finde ich es einfach blöd, wenn beide Typen gut sind und einer auf jeden Fall schlecht wegkommen wird. Aber hier in Pandemonium war das anders. Lena hat sich nicht sofort auf den nächstbesten gutaussehenden Jungen gestürzt, wie sonst ja so oft der Fall ist. Sondern es ist ganz unbewusst passiert und unter wirklich nachvollziehbaren Bedingugen, die ich jetzt aber lieber nicht verrate. Die Liebe zwischen Julian und Lena entwickelt sich vorsichtig und langsam, wie auch auch die zwischen Alex und Lena - und genau diese langsamen, zögerlichen und nachdenklichen Entwicklungen der Liebe, die sich aus diesen harten Umständen, dass Liebe ja angeblich eine Krankheit ist, ergeben, liebe ich so an der Delirium-Reihe.
Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, gegen Julian und für den armen Alex zu sein. Aber ich muss ehrlich sagen, dass mir das einfach zu schwer gefallen ist. Denn Julian ist so unerfahren und auch verletzlich, dass man nicht einfach sagen kann, er sei ein Schwachkopf. Und außerdem ist da die Tatsache, dass Lena es sich wirklich verdient hat, glücklich zu werden, nach allem, was sie durchgemacht hat. Nach den Schmerzen, die sie durch Alex' Tod ertragen musste. Und unter diesen Gesichtspunkten kann ich nicht mehr sagen, dass es sich um eine typische Dreiecksbeziehung handelt und ich werde sie frühestens ab dem dritten Teil so sehen.

Das beste an den Delirium-Büchern ist die Kombination aus Laurens Schreibstil und Lenas Persönlichkeit. Dieses Zusammenspiel. Lena ist ein überaus nachdenklicher Mensch und Lauren kann diese Gedanken - die natürlich ursprünglich ihre eigenen sind - wunderbar in Wort fassen. Viele Seiten dieses Buches handeln einfach nur davon, wie Lena diese futuristische, schreckliche Welt sieht, ich würde am liebsten viel von ihren wunderschön formulierten und weisen Textabschnitten zitieren, aber ich belasse es bei einem.

"Trauer ist wie Versinken, wie Begrabenwerden. Ich treibe in Wasser, das die gelbbraune Farbe aufgewirbelter Erde hat. Jeder Atemzug ist Ersticken. Es gibt nichts, woran ich mich festhalten könnte, keine Ränder, keine Möglichkeit, mich hochzuziehen. Ich kann nichts weiter tun als loslassen.
Lass los. Spüre das Gewicht um dich herum, spüre, wie deine Lunge zusammengepresst wird, den langsamen, immer festeren Druck. Sink dahin. Da ist nichts außer dem Druck tief unten. Da ist nichts außer dem metallischen Geschmack, dem Echo vergangener Dinge und Tage, die aussehen wie Dunkelheit."


Sie zieht einfach wunderschöne Vergleiche und verbindet Worte, die jedem Menschen mehr oder weniger häufig durch den Kopf schwirren. Ich finde es so wundervoll, diese Zeilen zu lesen, in den Gedanken dieses nachdenklichen Menschen zu versinken und es bereitet mir eine unheimliche Freude, die schicksalshafte und tragische Geschichte dieses jungen Mädchens zu lesen.

Noch dazu kommt, dass Lauren sehr menschliche Charaktere geschaffen hat. Sie ähneln kaum den Stereotypen der zahlreichen Dystopien und auch nicht denen anderer Genres. Sie machen Fehler, aus Naivität teilweise, oder aus Sturheit oder Unwillen. Sie zeigen so viel Menschlichkeit. Die abgehärtete Raven, die schon so viel verloren hat und daurch verschlossen ist, der undurchschaubare Tack, Hunter als bester Freund, der unwissende Julian und natürlich die nachdenkliche und liebende Lena - sie alle muss man wohl oder übel im Laufe der Geschichte ins Herz schließen, auch wenn Raven immer recht ruppig und unnahbar scheint, und Julian erst auf der anderen Seite steht.
Pandemonium hat eine ganz eigene Stimmung, eine ganz besondere, die ein wunderschöner Schreibstil,ausdrucksstarke Persönlichkeiten und eine wunderschöne Liebesbeziehung hervorrufen. Ich habe Angst, nicht genug zum Ausdruck gebracht zu haben, wie sehr ich diese Bücher liebe, abder daran ändern kann ich nun sowieso nichts mehr. Man muss diese Bücher lesen. Wer es nicht tut, dem fehlt einfach etwas.
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